Foto -Text: B.Ilse
Wenn die abertausenden Bienen von Imker Uwe John um ihre 21 Kästen fliegen, sollte man sich nicht zu nahe heranwagen; es stört. Sie sind emsig bei der Arbeit, denn der Raps blüht und die Waben müssen gefüllt werden. Ihren Winterstandort bei Wegeleben, idyllisch an einem Bächlein, auf einer Lichtung zwischen alten Pappeln und Weiden mussten sie nicht verlassen: Imker John: „Als ich gesehen habe, dass die Landwirte hier in der Nähe Raps auf großen Flächen anbauen, konnte ich den Bienen den Umzug ersparen. Im Umkreis von zwei Kilometern ist das Nektarangebot groß genug.“ Für Uwe John, seit 1983 Imker und im Landesvorstand aktiv, sind Bienen Nutztiere, für die man Verantwortung übernimmt und für deren Pflege und Zucht man viel Wissen benötigt: „Damit das Bienensystem funktioniert, ist eine gute Trachtfolge über das Jahr grundlegend. Die liefert uns Imkern der Landwirt, denn eine grüne Wiese ist doch einfach nur traurig. Wenn man in der Natur einen Weg entlang geht und keine Insekten summen und keine Lerche auffliegt, haben wir etwas falsch gemacht!“ Viele Obstbestände, Gärten und Vorgärten seien verschwunden, so John. „Wir Imker sind auf die Landwirte angewiesen!“ Blühstreifen böten den Bienen über lange Zeit Nahrung. Mehr Klee und Sonnenblumen wären schön, fügt der Imker an und hebt zwischen wild schwärmenden Bienen den Deckel eines Kastens ohne Zögern und Schutz an, um nach den Waben seines Volkes zu sehen: „Alles gut.“
Dank der Honigbienen werden rund 80 Prozent höhere Erträge erzielt und deutlich größere Früchte geerntet – ein großer Nutzen für die heimische Agrarwirtschaft: Hinter jedem 500-Gramm-Glas Honig stecken ungefähr 75 Millionen bestäubte Blüten.
Nun gibt es viele Faktoren, die einen Organismus in einen Stresszustand versetzen und dort eine entsprechende Reaktion auslösen. Das gilt besonders für die empfindliche Insektenwelt. Es ist bewiesen, dass ihre Zahl abnimmt.
Da die negativen Auswirkungen von Agrochemikalien auf die Bienengesundheit und ihre Relevanz aber nach wie vor unklar sind, ist eine gesamteuropäische Forschungsinitiative dem auf der Spur. Seit 2018 läuft das Fünf-Jahres-EU-Projekt „PoshBee“ mit dem Ziel gesunde Bienenpopulationen, nachhaltige Bienenzucht und die Bestäubungsleistungen von Honigbienen, Hummeln und Einzelbienen mit Imkern, Landwirten und Wissenschaftlern untersucht und befördert werden sollen. Projektpartner in Deutschland sind das Helmholtz-Institut für Umweltforschung und der Imkerverband sowie der Bauernverband Sachsen-Anhalt. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist ebenfalls beteiligt.
Die Bienenverantwortliche im Bauerverband des Landes ist Diana Borchert, die Fakten zusammenfasste: „An acht Rapsstandorten im Süden Sachsen-Anhalts werden die Auswirkungen von Standort, Wetter, Bewirtschaftung, Ausbringung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln und vielem anderem mehr auf Bienengesundheit und Ernährungszustand von jeweils drei Honigbienenvölkern, drei Boxen mit Hummeln und drei Nestkomplexen der Roten Mauerbiene untersucht und ausgewertet. 2019 wurden jeweils 1000 Probungen von Bienen, Wachs, und Pollen genommen, die im Moment untersucht werden. Die Ergebnisse werden im Herbst 2020 erwartet.“ Das erste und grundlegendste Fazit seit Projektbeginn sind für Diana Borchert die gelungenen Fachgespräche und Kompromisse zwischen Imkern und Landwirten. „Hier mussten einige Regelungen abgesprochen werden, um die streng festgelegten Grundbedingungen des Projektes zu erfüllen.“ Die Bienenfachfrau des Bauernverbandes sieht hier allgemein Verbesserungsmöglichkeiten: „Es ist ein Geben und Nehmen zwischen Landwirten und Imkern und eine bessere Kommunikation würde viele Missverständnisse und Vorbehalte zwischen den Partnern in Sachen Bestäubung vermeiden helfen.