„Sie nehmen uns die Werkzeuge und wir sollen machen“
„Früher haben wir ja auch nicht auf Teufel komm raus gedüngt. Wir haben den Beruf schließlich gelernt, sind sachkundig. Aber was uns die Düngeverordnung jetzt vorschreibt, das hat mein Nachbar neulich kurz und gut beschrieben. Der sagte: „ Da verhungert der Raps über die Jahre.“
Jan Plümecke, Vorstandsvorsitzender der Agrar-Genossenschaft Hessen e.G., berichtet für den Bauernverband Nordharz e.V. dieser Tage über die diesjährige Ernte.
Der Landwirt ist mit dem Ertrag beim Raps in diesem Jahr sehr unzufrieden, zumal nach dem schlechten Auflaufen wegen des Rapserdflohs, 90 ha Raps umgebrochen werden mussten, „nur der gute Raps stehenblieb“, die Kultur sich dann lange Zeit perfekt entwickelte, sich gut verzweigte und viele große Schoten ansetzte. Der Landwirtschaftsbetrieb baute in diesem Jahr nach Abzug der 90ha auf genau 257 Hektar(ha) Raps an und der Durchschnittsertrag lag bei „nur 35 Doppelzentner“, wie Plümecke angab. (Doppelzentner (dz) ist eine in Deutschland übliche Bezeichnung für 100 Kilogramm. Das entspricht einer Dezitonne.)Auch der Ölgehalt im Raps war leicht unterdurchschnittlich.
Für die AG Hessen ist, wie für viele Landwirte die Folgerung, dass im nächsten Jahr weniger Raps angebaut wird. Geplant waren für das Wirtschaftsjahr 2024/2025 eigentlich 540 ha aber nun sollen es nur 340 ha werden. Dafür war der Ertrag beim Winterweizen mit durchschnittlich 87 dz sehr gut im Vergleich zum Vorjahr. Obwohl auf einer Weizenfläche der Ackerfuchsschwanz auf einer Fläche von rund 8 ha den Weizen total verdrängte. Dieses Ungras wird zunehmend zum Problem, weil, wie es Plümecke zusammenfasst: „nur wenig geeignete und sehr teure Mittel dagegen zugelassen sind.“ Über die Qualitäten des Winterweizens macht sich der Chef der AG bisher noch wenig Gedanken, weil alles Korn eingelagert wird und darum zuerst die Feuchtezahlen entscheidend sind. „Die müssen unter 17 % liegen, dann ist das für uns in Ordnung, denn es gibt nur eine veraltete, aufwändig aufzubauende Trocknung im Lager, wo alle froh sind, wenn wir sie nicht in Betrieb nehmen müssen.“ Die Ernte dauerte in diesem Jahr lange, runde fünf Wochen. Schuld waren die Regenschauer, die die Ernte immer wieder für Tage unterbrachen.
Die AG ackert auf 1900 ha. Davon standen auf 877 ha Winterweizen. Weiter wurden angebaut: 210 ha Sommerweizen, 180 ha Wintergerste, 7 ha Sommergerste, 85 ha Erbsen, 128 ha Zuckerrüben und erstmalig 85 ha Körnermais. Beim Sommerweizen lag der Ertrag bei etwa 64 dz. Die Wintergerste ergab einen Durchschnittsertrag von nur 76 dz und lag damit unter den Erträgen der letzten Jahre. Die Sommergerste lag mit 60 dz und sehr guten Qualitäten über den Vorjahreserträgen. Sie hat wie viele der Sommerungen von den regelmäßigen Regenschauern im Frühling profitiert. Da herrschte in den letzten Jahren ja eher Mangel an Wasser. Die Zuckerrüben sehen deshalb dieser Tage auch in Hessen gut aus.Davon wird im nächsten Jahr noch mehr angebaut, um der Ausbreitung des Ackerfuchsschwanzes besser entgegen treten zu können. In den Erbsen gab es Probleme beim Mähdrusch aufgrund der Ackerwinde, die sich hier ausgebreitet hatte und den Drescher oft verstopfte. Hier lag der Ertrag bei 45 dz.
Allgemein seien sie aber mit der Bodenbearbeitung maximal einen Tag hinter dem Drescher, fasste der Landwirt zum Erntebericht zusammen. Der AG-Chef muss, wie alle Unternehmer gut wirtschaften, seine Mitarbeiter bezahlen, nötige Investitionen tätigen und so weiter. Seine Arbeit ist es, den Betrieb am Laufen zu halten und dabei alle Vorschriften einzuhalten. Das wird ihm mit neuen Auflagen, überflüssigen Dokumentationspflichten immer schwerer gemacht. Plümecke ist mit vielen „zu grünen Politikentscheidungen“ nicht einverstanden und resümiert: „Sie nehmen uns die Werkzeuge weg und wir sollen machen.“ Plümecke ist sich sicher, dass Naturschutz und Landwirtschaft unbedingt zusammengehören, dass die Landwirte, wie auch er, allerhand für die Umwelt tun, nur zu wenig darüber bekannt ist. Drum und weil er Spaß daran hat, postet er bei TikTok Meldungen aus der Landwirtschaft, Fotos und Videos. Man findet sie unter dem Namen @3cpo4 mit dem Titel “Landwirtschaft macht Spaß“.
Der Betrieb AG Hessen e.G. bewirtschaftet sehr unterschiedliche Böden im Vorharz: Gute Schwarzerde und Lößböden mit bis zu 98 Bodenpunkten. Dann gibt es Kuppen von rotem Ton sowie die Flächen am Fallstein, einem Höhenzug, mit Kalkstein und Kiesköpfen und so liegen die durchschnittlichen Bodenpunkte des Betriebs bei 70. In der Landwirtschaft arbeiten sechs Fahrer, ein Lehrling und ein Pflanzenbauleiter. Im Büro sind sie zu dritt. Insgesamt beschäftigt die AG Hessen 29 Mitarbeiter, denn zum Betrieb gehören noch ein Gartenmarkt, eine Kfz-Werkstatt, eine Geräteverkauf mit Reparatur und eine Tankstelle mit Shop. Letztere ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der AG. Werbung macht Plümecke hier besonders für eine Neuanschaffung, eine besondere Eismaschine mit sechs leckeren Sorten: „Vanille ist am besten.“
Text: B.Ilse, Foto: J.Plümecke